Dienstag, November 21, 2006

immer gut gelaunt mit Happy Sound

das wochenende fing mit einer lesbianerin an. sie war ueber und ueber taetowiert, hatte sich loecher ins gesicht gestochen und rief aus: der einzige mann in meinem leben ist mein radl. es heisst blazor! sie hat natuerlich nicht radl gesagt, denn sie war ja amerikanerin. deshalb hat sie es bike genannt. ausserdem haette radl ja auch viel zu sympathisch geklungen.
im allgemeinen klang die lesbianerin ziemlich laut. denn sie schrie alles heraus, was sie zu sagen hatte, unfaehig leise zu reden. zum beispiel dass sie ja eigentlich europaeerin sei, weil in Kiew geboren. ich finde das nicht gut. weil kiew, quasi mehr russisch als europaeisch.
ich habe sie am freitag auf kiras wg party getroffen. kira ist verganerin und lebt in einer wg mit 7-10 veganern. auf ihrer wg-party waren noch viel mehr veganer, und sie haben sich ueber hardcore-musik unterhalten. ich habe bier getrunken, mich als ausenseiter gefuehlt und als alle reihum erzaehlt haben, was sie in welcher hardcoreband machen, hab ich erzaehlt dass ich trompete spiele. die einzige band in der ich gespielt habe war Happy Sound Express: immer gut gelaunt mit Happy Sound. kurz fuehlte ich mich akzeptiert, als das gespraech auf experimental folk kam und ich wusste wie das erste album von Joanna Newsom heisst. ich bin dann aber trotzdem bald gegangen.
am naechsten tag haben wir uns ein auto gemietet: der Mark, seine freundin Eva und ich. der Mark ist schon gross. ueber 25 naemlich. deshalb hat er unseren silbernen toyota corolla gefahren. das ist uebrigens ein midsize auto. und in dem hat er uns nach Cape Cod gefahren. Cape Cod sieht aus wie ein arm. ausserdem gibts da jede menge strand und sand. am samstag gabs auch sonne, und deshalb waren wir ganz schoen lange am strand und im sand.
die stadt an der fingerspitze heisst provincetown, aber eigentlich sagen alle p-town und irgendwie passt das auch besser, denn in p-town sind einfach alle schwul. ach, sagst du jetzt, uebertreibt er mal wieder. quasi stilmittel. stimmt aber net. denn das ist wirklich so. am cape ist zwar die Mayflower mit den puritanischen pilgervaetern angekommen, aber inzwischen haben die schwulen von der ostkueste gemerkt dass das echt schoen ist dort und jetzt gibts da keine puritaner mehr. nur noch schwule. abends waren wir in Ross' Grill essen und Eva war das einzige maedchen im vollen restaurant. irgendwann ist dann noch ein lesbisches paerchen gekommen, aber zaehlt das net.
im Old Colony haben wir danach, quasi ausgleich, noch jede menge Bud getrunken und nach einer nacht im crown & anchor haben wir The Boss im radio unseres toyotas gehoert, haben im Friendly's einen burger gegessen und sind nach hause gefahren.
dort hat alfred auf uns gewartet. mit seiner freundin.
dann hat sogar der Mark wieder aufgehoert die ganze zeit schwulenwitze zu machen.

Mittwoch, November 08, 2006

mein neuer club

ein bild der trauer. mit schnitzel und kartoffelsalat biedere ich mich bei suffbekanntschaften an, giere nach telefonnummern.
deshalb hat jetzt der chef eingegriffen. er empfiehlt sport.
doch der chef kennt kennt den amerikaner nicht. der amerikaner ist ein schwer zu durchschauendes wesen. verschlagen gar, meint mach einer.
auch ich dachte mir: "madrid, cabron, puto maricon" hat schon in BCN gut geklappt, ein paar spielernamen kennen und schon muss man das bernersche 3-punkte-sytem anwenden um ein zu volles telefonbuch vermeiden zu können.
denkste.
football ist, wie der chef richtig erkannt hat, hierzulande die sportart nummer 1. und das hat konsequenzen. ein fumble ist, wenn ein spieler den ball fallen lässt bevor er auf dem boden ist, auf dem boden ist er wenn knie und/oder ellenbogen auf dem boden sind. ich hab ja nicht umsonst 5 jahre lang studiert.
das problem, und zwar für alle beteiligten, ist vielmehr das, dass das spiel nur aus pausen besteht: wie jeden sonntag fing vorgestern das sunday-night-game um 20:30 an - wie es sich für einen ahnungslosen aber interessierten ausländer gehört fragte ich wie lange so ein spiel dauern wuerde und bekam 60 minuten zur antwort. is nice; I like. um 21:30, als ich zum 8ten mal verstohlen auf die uhr gesehen hatte, war noch nicht einmal das 2te viertel zuende und um viertel 12, zu beginn des letzten viertels waren von den 12 neuen freunden in spe, die sich zum football-gucken getroffen hatten, schon wieder 10 gegangen. das ist so, als würden wir uns in deutschland alle zum spitzenspiel der bundesliga treffen und dann eine viertelstunde bevor bayern gewinnt* nach hause gehen. und daraus schließe ich, daraus muss ich schließen, dass der amerikaner seinen eigenen sport nicht mag. es ist nur inzwischen einfach zu spät sich für einen anderen zu entscheiden. man kann ja auch nicht ein halbes leben lang überzeugter leverkusen-fan sein und dann, wenn man mit 35 plötzlich merkt, dass bayern doch der beste verein der welt ist, seinen club wechseln. das geht einfach nicht. und ich glaube, genauso ist das mit dem amerikaner und football.

basketball. bliebe noch basketball. basketball ist gut, denn Dirk Nowitzki kommt aus meiner heimatstadt. das reicht immer, um das gespräch auf David Hasselhoff zu bringen, und dann bin ich schon in sichern gewässern.

baseball wurd bereits vom chef ausreichend behandelt, dann wäre da noch sportart nummer 3. eishockey. der amerikaner sagt dazu auch gerne einfach nur hockey. warum eigentlich nicht hockey? die canadiens erinnern mich irgendwie an Barney. vielleicht probier ichs einfach mal mit hockey. ich geh gleich mal auf wikipedia und lerne die aufstellung der canadiens auswendig.

*dem hämischen leser antworte ich mit Uli Hoeneß:"der weihnachtsmann ist nicht der ostehase."

Dienstag, November 07, 2006

die chance

es war unsere chance. bisher hatten wir nicht viele davon und somit waren wir fest entschlossen sie zu nutzen.
vor einer woche hatten wir nach ein paar kneipen und vielen bier ein paar amerikaner kennengelernt. und zwar nicht irgendwelche amerikaner. sie waren nett, fragten nicht woher deutsche juden kommen (denn eigentlich haben wir ja alle umgebracht), wussten gar dass es bei uns kneipen und fernseher gibt. nach der sperrstunde haben sie uns zu sich nach hause eingeladen. wir wurden konsequenterweise betrunken und beschlossen uns anzubiedern: schnitzel und kartoffelsalat für alle. gleich nächstes wochenende.
und somit hatte ich sie. die chance auf die ich seit meiner ankunft hier gewartet habe: auf echte amerikanische freunde. neue telefonummern im handy.

die perspektive fürs wochenende war da. und so verbrachte ich die woche sorglos mit dem bewährten ändern von parametern in meinem simulationsprogramm, ein bisschen sport im MGH-eigenen fitness-center, zwischendurch einem halloween-bier mit mark - bis dann das schicksal zuschlug. am mittwoch abend hatte ich im freihantelbereich noch fröhlich mit meinem barca-trikot kontakte geknüpft ("FC Barcelona, it's a spanish soccer club!oh, du bist auch deutscher."), am donnerstag hatte ich kopfweh, schnupfen, husten, fieber. dafür aber ein langes wochenende, denn am freitag schrieb ich Joao, meinem portugiesischen postdoc, dass ich nicht kommen würde.
die nutzung der chance konnte also von langer hand geplant werden. Ich rief meinen neuen freund in spe Will an und nach einem zögerlichen austausch von floskeln wurden es beschlossen.8 leute, am sonntag vor dem spiel.
und somit hatte ich eine aufgabe. den samstag morgen hab ich dann mit Mark damit verbracht herauszufinden wo bei Stop and Shop das paniermehl steht, sorgfältig 2 familienpackungen fleisch zu kaufen und was man eben sonst noch so braucht um sich bei amerikanern erfolgreich anzubiedern.
den nachmittag haben wir dann dazu genutzt, uns in der mayo-oder-essigundöl-grundsatzfrage auf letzteres zu einigen und kartoffeln zu schälen.
dann war sonntag. der tag auf den ich die ganze woche über gewartet habe. also bin ich erst mal zum meer gelaufen. danach haben wir liebvoll die schnitzel halbiert, mit dem bierflaschen-hammer platt geklopft und darauf gewartet, dass wir abgeholt werden.
ich bin so aufgeregt, hat kerry gesagt. und so haben wir dem pack ganze 24 wiener schnitzel (oder breslfetzn wie der kenner sagt) wie aus wikipedia gezaubert, die super angekommen sind. ich glaube übrigens dass "wie aus wikipedia" in ein paar jahren "wie aus dem bilderbuch" ablösen wird.
es lief football. New England Patriots gegen die Colts. ich habe immer noch keine ahnung von football. es beteht nur aus pausen. im grunde wissen das auch die amerikaner, glaube ich. ab dem zweiten quater hat die schnitzelparty nämlich begonnen sich aufzulösen, und um kurz nach 11, zu beginn des letzten viertels waren wir die letzten gäste.
wir haben dann unsere tupper-schüsseln zusammengesucht und sind gegangen.
heute habe ich dann mit Mark den restlichen kartoffelsalat mit würstchen gegessen, Beck's getrunken und dazu Dittsche geguckt.