hochzeit, englische art
zuweilen bewege ich mich in kreisen aelterer mitmenschen. da diese um die 30 und heiratswillig sind, bin ich in regelmaessigen abstaenden auf hochzeiten eingeladen. neulich, es war silvester, ging ich zum ersten mal auf eine englische hochzeit. das heisst, zuerst flog ich von frankfurt nach london, dann nahm ich den zug nach hause und schliesslich die ubahn nach nord-london. der erste teil der anreise war vielversprechend: kurz bevor wir 30 min vefrueht zur landung ansetzten, kam die stewardess an meinen sitz und draengte mir die uebrigen flaschen wein auf, die ich doch mit nach hause nehmen solle. ich tat wie mir die frau in uniform geheissen - und dann hoerten die dinge auf gut zu laufen. als naechstes, naemlich verbrachte ich eine gute stunde in der ubahn zwischen clapham und camden - denn in meinem wagen hatte ein angetrunkener englaender leider den witzigkeits-gehalt von "notbremse ziehen" masslos ueberschaetzt, so dass ich zusammen mit ihm und einer horde aufgebrachter mitreisender 45min lang feststeckte.
das englische brautpaar hatte eine bar gemietet und fuer den abend zur hochzeits-und silvesterparty geladen. ich war kaum angekommen - es war wohl gegen halb 10 - als ich die erste lektion lernte: man heiratet formell, in england. ich war der einzige mann der nicht mit smoking und fliege erschien, sondern mit ungebuegeltem gestreifeten hemd, abgetragener brauner cord-jacke und gelbem guertel.
darauf holte ich mir erst mal einen drink.
als auf diesen der zweite folgen sollte, lernte ich die naechste lektion: auch auf englischen hochzeiten trinkt man schnell. um 22h waren alle frei-getraenke aufgetrunken, und mein schottischer gespraechspartner hatte alle hemmungen abgelegt und war nicht mehr zu verstehen: er sprach mit ununterdruecktem Glasgower akzent.
mitternacht kam und ging, und nach einer weile kletterte der braeutigam auf die bar und teilte sein heiratsglueck auf englische art mir seinen gaesten: er liess die hosen herunter.
letztes wochenende reiste ich wieder auf eine englische hochzeit. dabei kam ich nicht umhin ueber die zusammenhaenge zwischen kulturbeuteln und terrorismus nachzusinnen. ging ich frueher auf reisen, packte ich zahnpasta, deo und was man sonst noch so im bad benoetigt dorthin wo es hingehoert: in einen kulturbeutel. und so reiste ich per flugzeug, auto, bus und bahn in fremde laender und platzierte meinen kulturbeutel - es war einer jener mit falt-technik und praktischem aufhaeng-haken - in allerlei fremden badezimmern. dann kam zuerst der billig-flieger und ein paar jahre spaeter der terror nach europa und ich begann meine flaeschchen und waesserchen immer oefter in wiederverschliessbare durchsichtige plastikbeutel zu packen.
voriges wochenende also packte ich mal wieder meine reisetasche um mal wieder auf eine hochzeit zu fahren. nachdem ich, lernfaehig wie ich bin, meinen schwarzen anzug mit krawatte eingepackt hatte, wollte ich zu guter letzt meinen anteil vom WG-badezimmer in einem kulturbeutel verstauen und musste feststellen: seit billig-flieger und terror nach europa kamen habe ich nicht nur unzaehlig viele kulis, mehrere handys und einen praktikums-schein verloren, sondern auch einen kulturbeutel. dafuer besitze ich eine kleine sammlung an wiederverschliesbaren durchsichtigen plastikbeuteln und von sonnencreme bis kontaktlinsenfluessigkeit saemtliche auf reisen benoetigte fluessigkeiten in 100ml behaeltnissen. wiederverschliessbare durchsichtige plastikbeutel sind der neue kulturbeutel, musste ich feststellen. das bekuemmerte mich und seitdem sorge ich mich um das wohlergehen der kulturbeutel-industrie. ob sie wohl rechtzeitig ihre produktion aus wiederverschliessbare durchsichtige plastikbeutel umgestellt hat? und gibt es eigentlich designer-weiderverschliessbare-plastikbeutel? oder hat es sich als unmoeglich herausgestellt sich einen glamoureusen klingeden namen fuer so etwas auszudenken?
antworten auf diese fragen suchend fuhr ich also aufs land, auf englische hochzeit, die zweite.
diesmal war das stichwort tradition: man heiratete zuerst kirchlich, dann wurde auf auf einem alten bauernhof, der von nutztieren auf hochzeitsgaeste umgeruestet hatte (statt heu werden jetzt kopfschmerztabletten ausgelegt) weitergefeiert; die kirchliche trauung war, wie man es von englaendern erwarten wuerde: zuerst hat der pfarrer jede menge witzchen gemacht, man lachte viel und zu guter letzt hat er auch noch den krieg erwaehnt.
danach wurde gefeiert, getrunken und getanzt bis um 23h die bar zu machte. aber das kenn ich inzwischen ja schon.
das englische brautpaar hatte eine bar gemietet und fuer den abend zur hochzeits-und silvesterparty geladen. ich war kaum angekommen - es war wohl gegen halb 10 - als ich die erste lektion lernte: man heiratet formell, in england. ich war der einzige mann der nicht mit smoking und fliege erschien, sondern mit ungebuegeltem gestreifeten hemd, abgetragener brauner cord-jacke und gelbem guertel.
darauf holte ich mir erst mal einen drink.
als auf diesen der zweite folgen sollte, lernte ich die naechste lektion: auch auf englischen hochzeiten trinkt man schnell. um 22h waren alle frei-getraenke aufgetrunken, und mein schottischer gespraechspartner hatte alle hemmungen abgelegt und war nicht mehr zu verstehen: er sprach mit ununterdruecktem Glasgower akzent.
mitternacht kam und ging, und nach einer weile kletterte der braeutigam auf die bar und teilte sein heiratsglueck auf englische art mir seinen gaesten: er liess die hosen herunter.
letztes wochenende reiste ich wieder auf eine englische hochzeit. dabei kam ich nicht umhin ueber die zusammenhaenge zwischen kulturbeuteln und terrorismus nachzusinnen. ging ich frueher auf reisen, packte ich zahnpasta, deo und was man sonst noch so im bad benoetigt dorthin wo es hingehoert: in einen kulturbeutel. und so reiste ich per flugzeug, auto, bus und bahn in fremde laender und platzierte meinen kulturbeutel - es war einer jener mit falt-technik und praktischem aufhaeng-haken - in allerlei fremden badezimmern. dann kam zuerst der billig-flieger und ein paar jahre spaeter der terror nach europa und ich begann meine flaeschchen und waesserchen immer oefter in wiederverschliessbare durchsichtige plastikbeutel zu packen.
voriges wochenende also packte ich mal wieder meine reisetasche um mal wieder auf eine hochzeit zu fahren. nachdem ich, lernfaehig wie ich bin, meinen schwarzen anzug mit krawatte eingepackt hatte, wollte ich zu guter letzt meinen anteil vom WG-badezimmer in einem kulturbeutel verstauen und musste feststellen: seit billig-flieger und terror nach europa kamen habe ich nicht nur unzaehlig viele kulis, mehrere handys und einen praktikums-schein verloren, sondern auch einen kulturbeutel. dafuer besitze ich eine kleine sammlung an wiederverschliesbaren durchsichtigen plastikbeuteln und von sonnencreme bis kontaktlinsenfluessigkeit saemtliche auf reisen benoetigte fluessigkeiten in 100ml behaeltnissen. wiederverschliessbare durchsichtige plastikbeutel sind der neue kulturbeutel, musste ich feststellen. das bekuemmerte mich und seitdem sorge ich mich um das wohlergehen der kulturbeutel-industrie. ob sie wohl rechtzeitig ihre produktion aus wiederverschliessbare durchsichtige plastikbeutel umgestellt hat? und gibt es eigentlich designer-weiderverschliessbare-plastikbeutel? oder hat es sich als unmoeglich herausgestellt sich einen glamoureusen klingeden namen fuer so etwas auszudenken?
antworten auf diese fragen suchend fuhr ich also aufs land, auf englische hochzeit, die zweite.
diesmal war das stichwort tradition: man heiratete zuerst kirchlich, dann wurde auf auf einem alten bauernhof, der von nutztieren auf hochzeitsgaeste umgeruestet hatte (statt heu werden jetzt kopfschmerztabletten ausgelegt) weitergefeiert; die kirchliche trauung war, wie man es von englaendern erwarten wuerde: zuerst hat der pfarrer jede menge witzchen gemacht, man lachte viel und zu guter letzt hat er auch noch den krieg erwaehnt.
danach wurde gefeiert, getrunken und getanzt bis um 23h die bar zu machte. aber das kenn ich inzwischen ja schon.

4 Comments:
Oh, haha. Wunertastisch. Diese Geschichte macht mir den Morgen nach der Zeitumstellung doch gleich erträglicher.
Hallo!
Auf "Nächstes Blog" klicken lohnt sich wirklich. Durch Zufall hier gelandet, und schon nach dem Lesen des ersten Artikels muss ich dich gleich in meine Leseliste aufnehmen. Damit dies nicht kommentarlos geschieht... tja, hier bin ich. Und gespannt auf mehr.
Gruß
Sarah
Wie praktisch ich überlege seit zehn Minuten was ich eigentlich schreiben soll - danke an meine Vorrednerin Sarah. Ich mach mit.
Ich kenne noch "Reise-Necessaire". Klingt aber auch nicht wirklich hip...
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