Dienstag, Oktober 12, 2010

pet hate

ich habe ein neues hobby. manchmal ziehe ich mir feste schuhe an und begebe mich zu einem bahnhof oder flughafen in meiner naehe. dort treibe ich mich unauffaelligt in der betriebsamsten gegend herum und warte auf geschaeftsmaenner mit rollkoffer. entdecke ich ein exemplar, naehere ich mich unauffaellig von hinten, und sobald er in reichweite ist, platziere ich meinen schuh so vor eine der rollen seines rollkoffers, dass dieser abhebt, zur seite zu kippen droht und dabei seinem besitzer ein kleines bisschen das handgelenk verdreht. dreht sich der verdutze geschaeftsmann um, blicke ich kurz auf meinen fuss, sehe ich ihn dann mit schmerzverzerrtem gesicht an und hoere mir sein sorry-gemurmel an. eigentlich ist mein hobby naemlich eine erziehungsmassnahme.
ich tue das weil es gewisse dinge gibt, zu denen habe ich ein recht spezielles verhaeltnis. eines dieser dinge ist eben der rollkoffer und die art meines speziellen verhaeltnisses zu ihm laesst sich am besten mit einem englischen ausdruck beschreiben den unbedingt mal jemand eindeutschen sollte, wenn er ein wenig zeit hat: der rollkoffer ist naemlich mein pet-hate. er ist, wenn man so will, mein lieblingshassobjekt und will als solches regelmaessig in haustier-manier gepflegt werden. gluecklicherweise wohne ich nur ein paar minuten entfernt von Britain's busiest railway station und somit wird mein pet hate taeglich durch die begegnung mit heerscharen an rollkofferbesitzern genaehrt. selbstvergessen ziehen sie ihr gepaeck hinter sich her, fahren ueber fuesse und zwischen beine (meist) unschuldiger mitmenschen, verlangsamen den fluss der reisenden und bringen ihn am fusse von treppen ganz zum erliegen - denn dann blockieren sie in seelenruhe zunaechst einmal die haelfte der treppe waehrend sie direkt vor der untersten stufe versuchen den teleskop-griff volltaendig einzufahren. ist das geschafft nehmen sie beim langsamen hinauflaufen so viel platz wie moeglich ein indem sie ihre oberkoerper nach links biegen und dann den koffer in der rechten hand so weit von sich strecken wie sie nur koennen. oben angekommen folgt nach einer verschnaufpause auf der obersten treppenstufe die umgekehrte prozdur und es wird so lange am griff geruettelt bis er wieder in voller laenge ausgezogen ist und der rollkoffer bei lautem geratter weitergezogen werden kann.
es ist ein graus.
manchmal allerdings, sagen wir nach einem mehrwoechigen urlaub in mexiko, wo die menschen noch wissen wie man auf reisen geht und die vorteile des rucksacks und der reisetasche zu schaetzen wissen, kann es schon mal vorkommen dass mein pet hate droht zu verkuemmern und sich in gleichgueltigkeit zu verwandeln. doch dann gibt es gluecklicherweise noch flughaefen. auf flughaefen gibt es naemlich mehrere an bahnhoefen ehr selten anzutreffende untergruppen an rollkoffer-ziehern deren sichtung mein pet hate immer wieder zu voller groesse aufpaeppelt.
zum einen ist da die rollkoffer-familie. sie zeichnet sich dadurch aus dass nicht nur mama und papa einen rollkoffer hinter sich herziehen, sondern auch die beiden kinder im grundschulalter. durch ihre beschaffenheit - billiges plasik und permanent blockierte rollen fuehren zu gehaeuft auftretendem seitlichen umkippen ohne fremdeinwirkung - eignen sich kinder-rollkoffer perfekt zum verursachen von flughafen-staus. arbeitet die ganze rollkoffer-familie zusammen (sie sind in der regel ein eingespieltes team) kann und wird dies zur vollstaendigen blockade der meisten auf flughafen vorhandenen gaenge fuehren.
schlimmer ist nur der gross gewachsene geschaeftsmann der in leicht gebueckter haltung eine aktentasche auf rollen hinter sich herzieht. so schafft er es nicht nur 3 mal soviel platz im flugzeug-gang zu benoetigen wie sein kollege der eine rolllenlose aktentasche unter dem arm hat, sondern auch 3 mal so lange zu brauchen um zu seinem sitz zu kommen da die rollende aktentasche so konzipiert zu sein scheint dass sie sich mindestens an jedem zweiten sitz verhakt. waehrend ich ja gewisses verstaendis fuer gebrechliche menschen mit rueckenleiden aufbringe, die quasi aus medizinischen gruenden ihr urlaubsgepaeck anstatt in einer reisetasche in einem rollkoffer transportieren, kann ich mir beim aktentaschen ziehenden geschaeftsmann nur ein einziges plausibles motiv vorstellen: er will die welt ein kleines bisschen schlechter machen.

ich bin kuerzlich von frankfurt nach heathrow geflogen und habe danach den zug nach clapham junction genommen; um den zustand meines pet hates muss ich mir jetzt erstmal keine sorgen machen.

Samstag, August 21, 2010

Voelkerverstaendiger Paul

kuerzlich bereiste ich mexiko. ich fuhr von der grossen stadt (einer der groessten ueberhaupt) an den pazifik, von dort in die berge und den atlantik sah ich auch. wie bei derlei reisen ueblich kam ich mit einigen einheimischen ins gespraech. erstaunlicherweise aehneln sich die erfahrungen die man bei solchen gespraechen macht unabhaengig vom reiseland sehr: egal ob man in england oder vietnam urlaubt, die verwandlung vom "westerner" zum deutschen nach beantwortung der "where you from"-frage ist in den augen der fragenden selten eine gute. und so muss man gemeinhin zuerst einmal eine runde mehr oder weniger witzige kommentare rund um hitler und gaskammern ertragen bevor man die konversation auf neutraleren grund, ueblicherweise sport, lenken kann. manchmal gibt es ausnahmen von dieser regel. nach einigen enttaeuschenden erfahrungen mit diesen ausnahmefaellen bin ich inzwischen jedoch immer skeptisch wenn sich jemand ueber meine nationalitaet zu freuen scheint, denn das bedeutet oftmals dass man entweder mit einem nostalgischen italienischen alt-faschisten redet, oder mit einem jungen australischen neo-nazi der einem gleich ein bild von sich mit hitler-baertchen und seitenscheitel unter die nase halten wird.
doch in mexiko ist wundersamerweise alles anders. nicht nur freuen sich die mexikaner ueber das deutschsein ihrer gespraechspartner, sie ueberspringen die hitler-thematik und gelangen direkt zum sport. sport-gespraeche in urlaubslaendern beinhalten in der regel eine abfolge unnachahmbarer aussprech-versuche von Michael Schuhmacher/Ballack, Bayern Muenchen und Matthaeus. in Mexiko jedoch bedeutet es zunaechst einemal die frage: "Conoces al pulpo paul?" Kennst du die Krake Paul? danach folgen so viele sympathiebekundungen dass man meinen konnte wir waeren weltmeister geworden. el pulpo paul, stellte ich wiederholt fest, ist ein reiner voelkerverstaendiger. und so war ich war zuversichtlich dass er uns vor jedweden ungewollten politisierenden gespraechen bewahren wuerde. leider stimmte das nicht ganz. zwar steht paul unter keinerlei neo-nazi-verdacht - sogar englaender werden das gerne mit verweis auf die geburt von paul the psychic octupus in englischen gewaessern bestaetigen - doch ist er so beliebt dass er sogar von der mexikanischen innenpolitik vereinnahmt wurde: und so musste er vor kurzem vorhersagen wie Mexikos praesidentschaftswahl 2012 ausgehen wird:



jetzt ueberlege ich in eines der zahlreichen englischen wettbueros zu gehen und eine wette auf Lopez Obrador abzuschliessen - am besten bevor die buchmacher herausfinden was paul dazu gemeint hat.

Mittwoch, Juni 30, 2010

don't mention the four

bei vielen vom englaender erfundenen dingen die ihm lieb und teuer sind kann man als auslaender oftmals nicht so genau nachvollziehen warum dem so ist. bei der englischen bier-variante Ale beispielweise habe ich einige monate und viele abende in pubs gebraucht um auch nur ansatzweise zu verstehen warum der versuch moeglichst viel davon moeglichst schnell zu trinken integraler teil der englischen lebensart ist. anders ist das beim fussball; den haben auch die englaender erfunden und ziemlich viele menschen ueberall auf der welt koennen sehr gut verstehen warum sie das taten. wenn man solch ein spiel erfunden hat, glaubt man allerdings verstaendlicherweise dass man darin der beste ist, und somit sind die englaender alle 4 jahre wieder davon ueberzeugt diesesmal die weltmeisterschaft zu gewinnen. so war das auch dieses jahr und mal wieder war das ganze land fuerchterlich aufgeregt. also haben sich die englaender wettquoten fuer alle erdenklichen ereignisse ausgerechnet (vom ersten torschuetzen bis zum ersten spieler der nach der WM am strand fotographiert wird), lange schlangen vor den allgegenwaertigen wettbueros gebildet und sich noch ein paar auf verschiedene gegner zugeschnittene witze ueberlegt. sobald klar war dass england gegen deutschland spielte handelten die vor allem vom krieg. das ging beispielsweise so:

"It's WW2 all over again: The French surrender early, the Italians give up, the US turn up late, and we're left to deal with the bloody Germans. "

dann kam der tag des spiel gegen "The Old Enemy" als der deutschland hier auch bekannt ist und ich zog ein neutrales t-shirt ueber mein trikot, machte mich auf den weg auf eine grillparty nach Vauxhall, wo vor allem schwule auslaender wohnen und schwieg in der oeffentlichkeit; stichwort risikominimierung.

dann schossen wir 4 tore und die englaender, wenn man dem schiedsrichter glaubt, eins.

am naechten tag kaufte ich mir boulevardzeitungen. die Daily Mail meinte dabei auf ihrer titelseite:
"If The Few had defended as badly as England we'd all be speaking German now"

The Sun hingegen war wie die meisten Englaender vor allem selbstkritisch und wuetend auf ihre mannschaft:
"YOU LET YOUR COUNTRY DOWN" and the £6M-A-Year Italian must go NOW

Don't mention the score

Time's Up Fab - Go and take these losers with you!" (mit Pfeil, der auf die Englische Mannschaft zeigt)

einige wenige versuchten auch optimistisch zu sein. und so verwies nach dem spiel der kommentator auf wimbledon, ueber das man sich ja jetzt immerhin noch freuen koenne. was er nicht sagte war dass der mit abstand erfolgreichste britische tennisspieler aus schottland kommt - gefragt wen er bei der letzten WM unterstueze, hatte er die einzige eines schotten wuerdige antwort gegeben: anyone but England!

Montag, Mai 10, 2010

bekleidungs-assimilierung

morgens, bevor ich aus dem haus gehe, schaue ich immer zuerst auf mein fenster zur welt. das befindet sich in form einer wetter-app auf meinem handy und sagt mir wie warm es draussen ist; manchmal werfe ich auch einen blick durch die glaeserne alternative in der hauswand, aber ich habe bereits vor einiger zeit gelernt die von der strasse zu mir durchdringenden informationen nicht bei der wahl meiner regenjacke (duenn, dick, mittel) zu beruecksichtigen. das tatsaechliche wetter in london korreliert naemlich ganz und gar nicht mit der kleiderwahl seiner bewohner. in den meisten laendern dieser erde lassen sich unnoetiges frieren und/oder schwitzen recht einfach vermeiden indem man bei der kleiderwahl auf das prinzip nachahmung setzt. schaut man in barcelona, heidelberg oder boston am morgen eine weile aus dem fenster kann man meist feststellen, dass die von pasanten getragene stoffdicke ein wenig um einen gemeinsamen mittelwert schwankt. dann ist es in der regel eine gute idee vor verlassen des hauses eine aehnliche stoffdicke anzulegen (sagen wir einlagig in form von t-shirt/hemd im juni, daunenjacke im februar, etc.), wobei aber gerne auf ein nachahmen des einheimischen stils verzichtet werden darf (stichwort aesthetik-verlust durch ueber-assimilierung).
in london funktioniert das alles nicht. betrachtet man hier an einem beliebigen morgen das strasseengeschehen, kann man von februar bis august die genau gleiche bandbreite an stoffdicken bebachten: sie reicht von minirock (keine jacke, keine strumpfhose; traegerin aller wahrscheinlichkeit nach aus [nord]england) bis wintermantel (traeger vermutlich aus lateinamerika; wartet ganzjaehrig vergeblich auf den sommer) und das leben hier ist so angelegt, dass fuer jeden versuch der nachahmung ein persoenlicher preis in form von unangenehmen hitze/kaelte-empfindungen bezahlt werden muss.
auf die nacht allerdings, veraendert sich die stoffdickenverteilung signifikant: die wintermaentel werden weniger, die roecke kuerzer und dann ist da noch die sache mit den kostuemen. in england hat es naemlich tradition sich beim abendlichen ausgang zu verkleiden - und so sind allwoechentlich die strassen des nachts voll von krankenschwestern, seemaennern, schulmaedchen und baeren. manchmal gehen sie auf eine motto-party, manchmal auf einen junggesellen-abschied und manchmal einfach nur in den pub.
nur am faschingsdienstag nicht. das heisst hier naemlich pancake-day und da bleiben alle zu hause und essen pfannkuchen.

Samstag, März 20, 2010

hochzeit, englische art

zuweilen bewege ich mich in kreisen aelterer mitmenschen. da diese um die 30 und heiratswillig sind, bin ich in regelmaessigen abstaenden auf hochzeiten eingeladen. neulich, es war silvester, ging ich zum ersten mal auf eine englische hochzeit. das heisst, zuerst flog ich von frankfurt nach london, dann nahm ich den zug nach hause und schliesslich die ubahn nach nord-london. der erste teil der anreise war vielversprechend: kurz bevor wir 30 min vefrueht zur landung ansetzten, kam die stewardess an meinen sitz und draengte mir die uebrigen flaschen wein auf, die ich doch mit nach hause nehmen solle. ich tat wie mir die frau in uniform geheissen - und dann hoerten die dinge auf gut zu laufen. als naechstes, naemlich verbrachte ich eine gute stunde in der ubahn zwischen clapham und camden - denn in meinem wagen hatte ein angetrunkener englaender leider den witzigkeits-gehalt von "notbremse ziehen" masslos ueberschaetzt, so dass ich zusammen mit ihm und einer horde aufgebrachter mitreisender 45min lang feststeckte.
das englische brautpaar hatte eine bar gemietet und fuer den abend zur hochzeits-und silvesterparty geladen. ich war kaum angekommen - es war wohl gegen halb 10 - als ich die erste lektion lernte: man heiratet formell, in england. ich war der einzige mann der nicht mit smoking und fliege erschien, sondern mit ungebuegeltem gestreifeten hemd, abgetragener brauner cord-jacke und gelbem guertel.
darauf holte ich mir erst mal einen drink.
als auf diesen der zweite folgen sollte, lernte ich die naechste lektion: auch auf englischen hochzeiten trinkt man schnell. um 22h waren alle frei-getraenke aufgetrunken, und mein schottischer gespraechspartner hatte alle hemmungen abgelegt und war nicht mehr zu verstehen: er sprach mit ununterdruecktem Glasgower akzent.
mitternacht kam und ging, und nach einer weile kletterte der braeutigam auf die bar und teilte sein heiratsglueck auf englische art mir seinen gaesten: er liess die hosen herunter.

letztes wochenende reiste ich wieder auf eine englische hochzeit. dabei kam ich nicht umhin ueber die zusammenhaenge zwischen kulturbeuteln und terrorismus nachzusinnen. ging ich frueher auf reisen, packte ich zahnpasta, deo und was man sonst noch so im bad benoetigt dorthin wo es hingehoert: in einen kulturbeutel. und so reiste ich per flugzeug, auto, bus und bahn in fremde laender und platzierte meinen kulturbeutel - es war einer jener mit falt-technik und praktischem aufhaeng-haken - in allerlei fremden badezimmern. dann kam zuerst der billig-flieger und ein paar jahre spaeter der terror nach europa und ich begann meine flaeschchen und waesserchen immer oefter in wiederverschliessbare durchsichtige plastikbeutel zu packen.
voriges wochenende also packte ich mal wieder meine reisetasche um mal wieder auf eine hochzeit zu fahren. nachdem ich, lernfaehig wie ich bin, meinen schwarzen anzug mit krawatte eingepackt hatte, wollte ich zu guter letzt meinen anteil vom WG-badezimmer in einem kulturbeutel verstauen und musste feststellen: seit billig-flieger und terror nach europa kamen habe ich nicht nur unzaehlig viele kulis, mehrere handys und einen praktikums-schein verloren, sondern auch einen kulturbeutel. dafuer besitze ich eine kleine sammlung an wiederverschliesbaren durchsichtigen plastikbeuteln und von sonnencreme bis kontaktlinsenfluessigkeit saemtliche auf reisen benoetigte fluessigkeiten in 100ml behaeltnissen. wiederverschliessbare durchsichtige plastikbeutel sind der neue kulturbeutel, musste ich feststellen. das bekuemmerte mich und seitdem sorge ich mich um das wohlergehen der kulturbeutel-industrie. ob sie wohl rechtzeitig ihre produktion aus wiederverschliessbare durchsichtige plastikbeutel umgestellt hat? und gibt es eigentlich designer-weiderverschliessbare-plastikbeutel? oder hat es sich als unmoeglich herausgestellt sich einen glamoureusen klingeden namen fuer so etwas auszudenken?
antworten auf diese fragen suchend fuhr ich also aufs land, auf englische hochzeit, die zweite.

diesmal war das stichwort tradition: man heiratete zuerst kirchlich, dann wurde auf auf einem alten bauernhof, der von nutztieren auf hochzeitsgaeste umgeruestet hatte (statt heu werden jetzt kopfschmerztabletten ausgelegt) weitergefeiert; die kirchliche trauung war, wie man es von englaendern erwarten wuerde: zuerst hat der pfarrer jede menge witzchen gemacht, man lachte viel und zu guter letzt hat er auch noch den krieg erwaehnt.
danach wurde gefeiert, getrunken und getanzt bis um 23h die bar zu machte. aber das kenn ich inzwischen ja schon.

Donnerstag, März 11, 2010

lustig samma puntingamer

wenn marketing-menschen in anzuegen ueber neue produkte reden, dann faellt dabei regelmaessig der ausdruck "unique selling point", kurz usp. das ist das was nur das neue produkt, nicht aber die konkurrenz kann.
ich habe 2 usps. zum einen spreche ich deutsch; ausserdem habe ich einen fuehrerschein und kann autos mit handschaltung fahren. das alles konnten die anderen nicht und deshalb wurde ich zum skifahren eingeladen. die anderen sind meine neuen freunde und das was der englaender "posh" nennt: sie gingen in eton zur schule, studierten latein und griechisch in oxford, ihre eltern haben haeuser in in den bergen und an der see, aber einen fuehrerschein haben sie nicht.
das alles machte mich erst einmal skeptisch, doch da meine neuen poshen freunde vor allem nett sind und ich ausserdem gerne skifahre nahm ich die einladung nach oesterreich an und verbrachte ein langes wochenende in schladming.
dort fuhr ich dann meine erasmus-esque gruppe an mit-skifahrern (5 leute, 5 laender - amerika, england, mexiko, luxemburg, deutschland) zu austro-pop durch die berge und bestellte ihnen schnitzel, puntigamer bier und almdudler. ich trank mit ihnen gipfelschnaps und scheiterte beim versuch ihnen zu erklaeren dass die deutsche sprache mehr ist als WAT? WO IST SCHNITZEL? zu schreien. ich sah sie enttaeuscht als ich ihnen erklaerte dass wir uns nicht das haus von "sound of music", einem kitsch-musical ueber oesterreich, ansehen konnten und ich sah sie verwirrt als wir im dorf-wirtshaus der lokalen blaskapelle beim spielen in tracht zuhoerten.
zwischendurch sind wir auch mal ski gefahren. solange jedenfalls bis ich uebermuetig wurde und die abzweigung in den "snow-park" nahm; dort sprang ich hoch und fiel tief bis ich so viele blaue flecken hatte, dass ich wuenschte autofahren gehoerte nicht zu meinen usps - denn autofahren ist eines der vielen dinge die ploetzlich keinen spass mehr machen nachdem man sich im snowpark ueberschaetzt hat.

Samstag, Januar 23, 2010

die andere seite der medaille

winter mag ich nicht besonders gerne. es wird frueh dunkel und beim farrrad fahren bekommt man kalte finger. bisher allerdings war das nicht so schlimm denn winter bot in schoener regelmaessigkeit einen nie versiegenden quell der belustigung. dann naemlich, wenn in einem jener mittelmeer-laender, in denen die existenz von winterrreifen unbekannt ist, ploetzlicher schnee faellt. mein bezug zu diesem ueberraschungs-schnee beschraenkte sich bis jetzt darauf, um 20:12 schadenfreudig vor dem fernseher zu sitzen, dem tagesschau-sprecher zuzuhoeren und beim laecheln ueber bilder von queerstehenden autos die kalten finger zu vergessen.
leider sind die griechen dieses jahr mit staatsbankrott beschaeftig und so hat heuer meine momentane wahlheimat die schnee-lotterie verloren. seit mitte dezember fallen in regelmaessigen abstaenden 0.5cm-3cm schnee, die ganz london im chaos versinken und mich auf der anderen seite des fernsehers wiederfinden lassen.
bis vor wenigen jahren dachte ich, menschen haetten gewisse grundfaehigkeiten, die, falls ein paar wenige vorraussetzungen erfuellt sind, ueberall auf der welt gleich sind. zum beispiel dachte ich, studenten auf der ganzen welt koennten bierflaschen mit beliebigen gegenstaenden aufmachen. dies war, wie ich herausfand, eine illusion; jedoch eine die ich gerne verloren habe. es geschah auf einer jener parties mit jeder menge menschen aus aller herren laender; ich lungerte bierdurstig herum, oeffnete bei bedarf eine bierflasche mit einer andern und steigerte dadurch ploetzlich meinen coolheits-grad um mehrere groesenordnungen. man warf mir staunende blicke zu und bald war ich bekannt als der deutsche der wundersame dinge mit bierflaschen vollbringt. das war eine gute ueberraschung.
nicht so gut war die uebrraschung mit den englaendern und dem schnee. bis dahin dachte ich naemlich in laendern noerdlich der alpen fiele auf schnee laufen in die gleiche kategorie wie bierflaschen oeffnen. wie ich dieses jahr erfuhr ist dem jedoch nicht so, denn schneefall bringt hier eine immer gleiche abfolge an ereignissen mit sich. waehrend einer kurzen phase kindlicher freude der inselbewohner ueber die seltene abwechslung vom regen bricht der verkehr zusammen; die zuege bleiben im depot und sein auto laesst man stehen wo man eben gerade so ist und laueft nach hause. am naechsten tag schimpft man auf den council (=die gemeinde/stadtteilverwaltung) weil er nicht alle gehsteige streut, und es dauert nicht lange bis selbige mit einer dicken eis-schicht bedeckt sind und ich mich wundere: wie kleine kaetzchen, die das erste mal schnee sehen, trippeln dann naemlich ausgewachsene englaenderinnen auf stoeckelschuhen durch die strassen und versuchen vergeblich nicht hinzufallen.
ich sehe dann dem bunten treiben aus sicherer entfernung zu und ueberlege ob ich mir handschuhe kaufen soll. ich kann naemlich nicht nur bierflaschen mit einer vielzahl an gegenstaenden oeffnen, sondern auch auf schnee fahrradfahren.