Freitag, Juni 08, 2007

fahrraddiebe sind arschloecher

man wacht auf und man hat kein brot zu hause. dafuer hat man eine iris zu hause und die muss zum bahnhof.
gut, denkt man sich, das laesst sich verbinden: man laeuft zum bahnhof, laesst eine iris dort und nimmt ein brot mit.
und genau das hab ich dann gemacht. weil ich aber in heidelberg grundsaetzlich nirgends hingehe ohne mein fahrrad, hab ich nicht nur die iris zum bahni gebracht, sondern auch das coolste aller lila mountainbikes.
je naeher ein parkplatz an der tuer und somit dem ziel der fahrradfahrt ist, desto besser. am bahnhof ist der beste parkplatz eine stange direkt vor dem eingang mit einem muelleimer und einem schild, das das fahrraeder anschliessen unter androhung kostenpflichtiger entfernung verbietet. jedesmal wenn ich in den bahnhof muss, schliesse ich dort mein fahrrad an. ich mag die stange, sie ist mein stammparkplatz.
wir waren spaet dran. wie immer.
deshalb habe ich die schnelligkeit der sicherheit uebergeordnet und mein rad nicht mit der stange verbunden, sondern nur den rahmen mit dem hinterrad.
7 minuten spaeter war die iris im zug, ein brot in meiner tasche und ein kissinger in meiner hand.
mein fahrrad war weg.
die alte frau hatte nix gesehen und das junge maedchen auch nicht. das ordnungsamt war es nicht und auch die bahnhofspolizeit hat nicht ihre finger im spiel.
pack! diebesgesindel!
man hatte mir einfach so, am hellichten tag, mein fahrrad geklaut.

seit jenem tag streife ich wachsamen auges durch die strassen heidelbergs, taxiere misstrauisch raeder - und trauere um das coolste lila mountainbike der welt.

nachruf auf mein lila mountainbike:

lila warst du und trotzdem cool. am anfang fiel es dir noch etwas schwer dich einzugewoehnen in der stadt. du warst die freiheit der feldwege gewohnt und wurdest einfach aus der ruhe deines schuppens
herasugerissen
um in eine stadt verfrachtet zu werden, in der du niemanden kanntest.
doch wir fuhren jeden morgen am neckar entlang und waehrend ich arbeitete lerntest du vor dem DKFZ viele gleichgesinnte kennen. mit der zeit fandest du dich immer besser zurecht und ich brachte dir den menschenslalom durch die ploeck bei. wie viel spass hatten wir zusammen!
dann kam deine verletzung. aber auch das ueberstanden wir, ich kaufte verbandszeug und pflegte dich gesund.
frei von eifersucht warst du, auch wenn es dich etwas schmerzte, dass ich nicht mit dir, sondern mit deinem silbernen konkurrenten den koenigsstuhl bezwang - aber tief in dir drinnen wusstest du, dass du zu alt und zu schlecht in form dafuer warst.
doch du warst ein treuer gefaehrte, stets bereit mich bei wind und wetter zu begleiten und klagtest nie, nicht einmal wenn du mal wieder zu lange im regen auf mich warten musstest.

du hinterlasesst eine luecke, die nicht zu schliessen ist: du warst das beste stadtfahrrad, das ich jemals hatte - ich werde dich vermissen!

Montag, Juni 04, 2007

europe in 12 days

frueher oder spaeter kommt der amerikaner an einem punkt in seinem leben an, an dem er das gefuehl hat, er muss eine europareise machen. old europe und so, kultur ist das stichwort.
in heidis leben war es in den letzten beiden wochen soweit.

die heidi ist eine freundin aus boston und als ich sie kennengelernt habe hat sie gesagt sie ist "half swedish, half french". das ist amerikanisch und heisst dass die verwandten ihres vaters irgendwie franzoesisch aussehen und einer ihrer urgrossvaeter aus schweden in die usa einwanderte.
etwas spaeter hat sie dann noch gesagt, dass es im grunde genommen nur 2 sorten europareisender amerikaner gibt.
zuerst mal gibt es da den "white trash"-amerikaner: lautstark verbreitet er durch verzueckte ausrufe ueber das alter der haeuser, diese niedlichen fahrradfahrer und die moderenen autos alle negativen cliches, die einem so zu amerikanern einfallen.
nummer 2 in der kleinen typologie amerikanischer europa-besucher ist der junge backpacker. er freut sich dass er auch ohne seine fake ID aus rhode island bier kaufen darf und nachdem er dies allabendlich exzessiv tut, findet er seinen kater, mit dem er am naechsten tag an den "must see"-schauplaetzen aus dem "Lonely Planet - Western Europe" vorbeilaeuft verdammt cool. letztere sind natuerlich alle SO AWSOME.

aber heidi ist anders. die oesterreicher fanden sie suess, der franzose strange und ich, ich find sie vor allem irgendwie witzig.

nachdem ich vor 2 wochen die letzte variation meiner simulationen zum thema "monte carlo berechnungen in plastik", die mir einfiel beendet hatte, habe ich mir deshalb eine woche freigenommen und heidi von amsterdam nach salzburg begleitet.

in amsterdam gab es sonnenschein, eine kaputte brille (ich hab nichts gemacht. wirklich. ich stand einfach nur an der rezeption der jugenherberge und waehrend ich meinen nachnamen buchstabierte fiel sie auseinander.) und gouda im vondlpark. das war schoen. in paris war es nicht so schoen. dort hat es naemlich angefangen zu regnen und dann hat es nicht mehr aufgehoert. auch nicht als wir in heidelberg waren und als wir in muenchen ankamen, kam mit uns die kaelte an. der regen blieb. deshalb haben wir im augustinerkeller mit dem chrazy so lange maibock getrunken, bis wir den regen vergessen hatten. und als wir am naechsten tag aufgewacht sind schien die sonne.
das tat sie auch noch als wir in salzburg ankamen. zum glueck.
denn wenn amerikaner salzburg hoeren, dann denken sie nicht an mozart, trakl oder die festspiele, sondern an die von trapp familie. ueber die gibt es naemlich einen (kinder)film namens the sound of music, in dem viele suesse kleine kinder in lustigen kleidern durchs salzburger land laufen und singen. heidi kann alle lieder auswendig.
haette es in salzburg immer noch geregnet dann haette ich sie nicht davon abhalten koennen fuer 35€ "the original sound of music tour" zu machen und 3.5 stunden lang mit einem bus alle filmschauplaetze abzufahren.
dann waere sie zum amerikanischen europareisenden vom typ I mutiert und alles waere umsonst gewesen.
danke wettergott. das war 5 regentage wert.