Montag, Januar 28, 2008

todeslinien

ich lebe deadline-orientiert. zu wahrer produktivitaet bin ich erst faehig, wenn es eine realistische chance gibt, dass ich ein vorhaben nicht mehr rechtzeitig beenden kann. fuer einen doktoranden ist das keine gute eigenschaft: mein abgabetermin ist in knapp 4 jahren. ich denke man kann sagen dass es der rechtzeitigen fertigstellung meiner doktorarbeit zutraeglich ist, dass mich mein betreuer-ensemble zwingt alle 4 wochen einen ausfuehrlichen report ueber das was ich seit dem letzten meeting getrieben habe zu schreiben. das fuehrt naemlich dazu, dass nach drei wochen, in denen ich hauptsaechlich mit sueddeutsche.de lesen beschaeftigt bin, mein persoenliches produktivitaet-o-meter um zwei grossenordnungen nach oben steigt. dann verlange ich meinem rechner alles ab und produziere mit IDL, MATLAB und R so viele daten wie ich kann, bastle ein paar kompliziert aussehende formeln und grarniere das ganze mit einer kleinen ansammlung von tabellen und abbildungen.
letzten freitag kam es zu einer deadline-kollision. zum einen musste ich vor feierabend meinen report abgeben. zum anderen hatte ich mir einen platz im 17:45-flieger nach ffm gekauft. um 15 uhr konnte ich nicht mehr leugnen dass ich ein problem hatte: meinem report fehlten mit der discussion und der conclusion das herzstueck und das internet sagte mir ich muesse den 15:36 zug nach wimbledon nehmen um um 17:00 in Heathrow anzukommen; die check-in-automaten schliessen 40 minuten vor abflug. ich liess die discussion ausfallen und rannte.
das gute an london sind die busfahrer. 300m vor der bushaltestelle wurde ich vom bus ueberholt. weil ich eh schon am rennen war, rannte ich dem bus hinterher und sah zu wie er an die haltestelle kam, menschen ausspuckte, menschen verschluckte - und stehenblieb. als ich 20s spaeter an der bushaltestelle ankam stand er immer noch da, und statt eines grimmigen deutschen busfahrers der mir die tuer vor der nase zumacht, strahlte mich eine englische busfahrerin an und sagte: nice running, love!
das schlechte an london ist heathrow. ich bin noch nie puenktlich von heathrow aus weggeflogen. manche sagen es ist besonders schlimm wenn die falsche art von regen faellt, manche sagen es ist so wenn freitag abend ist. oder dienstag nachmittag. als ich nach vielen zwischensprints zwischen bahnsteigen und terminals 25 minuten vor abflug endlich beim lufthans-maedchen ankam und ihr keuchend pass, kreditkarte und flugnummer hinhielt, schaute sie mich kurz mitleidig an und sagte sorry. leider wurde der flug gecancelt. ich durfte aber gerne den late-night-flug nehmen.
dann hab ich mir erst mal ein bier gekauft und gewartet. der spaetflug hatte eine halbe stunde verspaetung und statt um halb 10 kam ich um halb 1 in heidelberg an. dem IC hab ich seine viertelstunde verspaetung schon fast gegoennt.
das gute an deutschland ist die handball-nationalmannschaft. leider war am samstag die daenische handball-nationalmannschaft besser. das hat aber nichts ausgemacht, denn ich war offiziell verdiplomiert und sass trinkend mit mark, philipp und thomas im marstall. besonders gut an deutschland ist bekanntlich das bier.
frisch verdiplomiert vor der mensa: mit dem axel und seinem bekkile

Sonntag, Januar 20, 2008

smart.

es gibt zwei dinge, die ich fuerchte.
eines tages werde ich wie immer mit offenen schnuersenkeln durch irgendeine europaeische grossstadt laufen und ich werde auf einer rolltreppe stehen. dann werde ich versuchen die rolltreppe zu verlassen und es wird nicht gehen: die rolltreppe wird meinen schnuersenkel einsaugen und der schnuersenkel wird immer tiefer in meinen fuss einschneiden; bis er ab ist. rolltreppen-amputation.
der besserwissende leser mag nun einwenden ich solle mir einfach die schnuersenkel binden. am besten mit einer doppelschleife. doch doppelschleifen sind wie regenschirme: ich glaube nicht daran.
ich glaube auch nicht an drehtueren. ich fuerchte sie fast genauso sehr wie rolltreppen. denn wenn ich dann eines tages als einfuessiges rolltreppenopfer durch eine andere europaeische grossstadt humple, werde ich frueher oder spaeter eine drehtuere ueberwinden mussen. und dann, wenn ich gerade hilflos in der mitte ins stolpern gerate, wird sie mich gnadenlos zu boden reissen und zerquetschen. ich weiss es ganz genau.

in london traegt man jetzt klettverschluss. als ich neulich wieder mal neue schuhe brauchte, habe ich ueberlegt. aufgemerkt, dachte ich mir nachdem ich eine weile gruebelnd in den grauen himmel geschaut hatte, diese londoner sind ein schlaues volk; denn sie haben erkannt dass so ein klettverschluss nicht nur viel schneller zugeht als ein ordinaerer schnuersenkel und solange zubleibt wie er soll - er bewahrt menschenleben vor der rolltreppenfalle!
also habe ich mir diesmal meine streifenschuhe nicht mit schnuersenkeln gekauft, sondern mit lebensrettendem klettverschluss.
seitdem macht rolltreppe fahren so richtig spass!
zu ihren klettverschluessen tragen londoner gerne roehrenjeans. leider ist mir keine moeglichkeit eingefallen wie mich roehrenjeans vor teuflischen drehtueren retten koennten. dafuer schuetzen sie vor dem regen. so ein bisschen zumindest. in london sind naemlich nicht nur die kassiererinnen langsamer als in deutschland und die zuege unzuverlaessiger, sondern zu allem ueberfluss ist auch noch das regen-managment beschissen. waehrend in deutschland nach einem schauer das regenwasser in regenrinnen auf gullis zu laeuft um in ihnen zu verschwinden, verteilt es sich in london einfach grossflaechig auf der strasse. deshlab habe ich seit gefuehlten 7 wochen nasse fuesse. und da regenwasser gerne in hosen, die kurz ueber dem boden aufhoeren, nach oben kriecht, hatte ich bis letzte woche auch immer eine nasse hose. jetzt habe ich eine roehrenjeans. ich bin mir nicht sicher ob das besser ist.