Sonntag, Oktober 14, 2007

sweet little lies

ich habe herausgefunden, was der trick ist: sie wollen dass man sie anluegt. glaubwuerdigkeit spielt nur eine untergeordnete rolle - alles was zaehlt ist die luege.
ist die luege ausgesprochen, folgt die belohnung auf den fuss. in meinem fall folgte sie in form eines kostenlosen bankkontos inklusive debit card, online banking und scheckbuch.
alles was ich dazu machen musste, war gareth von der barclays bank erzaehlen ich haette die letzten 15 jahre bei meinen eltern gewohnt: daraufhin hat er dem system erzaehlt ich sei ein creative/specialist und schon hatte ich mein konto.

allez les bleus blancs bleus
stand unter dem fernseher. der fernseher stand in frankreich. jedenfalls fuehlte es sich so an, denn im "petit lyonnais", wo ich mit meiner franzoesischen mitbewohnerin marina hingegangen bin um das halbfinale der rugby wm (frankreich - england, in paris) zu gucken war ich einer der ganz wenigen die nicht jede zeile der marseillaise mitgroelten. also stand ich zwischen marina und ihren franzoesischen freunden, bestellte kronenbourg und wenn mich ein umstehender franzose fragte warum das wohl ein penalty sei, hob ich die schultern und versuchte empoert zu gucken.
im rugby sind 3 reglen wichtig:
1. es darf nur der spieler, der gerade den ball hat, attakiert werden
2. gepasst werden darf nur nach hinten
3. Jonny Wilkinson trifft immer.
mit dem wissen um regeln 1 und 2 hat es richtig viel spass gemacht den franzosen beim gewinnen zuzugucken - bis 3 minuten vor schluss. denn dann durfte J
onny Wilkinson 2 mal kicken und england stand im finale.
also taten wir das einzige, was noch zu tun blieb: wir gingen schnellstmoeglich an einen platz ohne englaender; 7 franzosen und ich fuhren in die wohnung eines der franzosen und tranken
fluchend und "...pas contre eux..." murmelnd seinen wein leer.

hauptsache deutschland ist fuer die EM qualifiziert.

Montag, Oktober 08, 2007

boris beckers wohnzimmer

ich bin in london; genauer gesagt in wimbledon. dort teile ich mit 4 maedls aus 4 verschiedenen laendern (England, Neuseland, Polen und Frankreich) eine typische londoner wohnung:
sie ist ein bisschen schaebig, in allen zimmern (inklusive bad) gibt es einen braun gemusterten teppichboden und fuer kaltes und heisses wasser gibt es je einen separaten wasserhahn. ausserdem kann man von ihr aus in jede beliebige richtung 2h lang laufen und man ist immer noch von haeusern umgeben in denen alle zimmer mit einem braun gemusterten teppichboden ausgelegt sind.
lovely.
dafuer bezahle ich pro woche so viel wie wuerzbuerger studenten fuer ihr wg-zimmer pro monat.

um mich herum leben englaender. sie sind anders. sie essen staendig bohnen in tomatensosse (letzte woche an 3 von 5 tagen bestandteil eines der 2 mittagessen in der instituts-cafeteria), benutzen andere steckdosen und fahren auf der anderen strassenseite als der rest europas. ausserdem sind sie, wenn sie ihre kneipen um 23h schliessen, sturzbetrunken. ist der englaender in einer bank angestellt, so ist er dazu verpflichted von jedem nicht-englischen studenten der ein konto eroeffnen will, eine andere kombination aus ausweisen, briefen, vertraegen und bestaetigungen einzufordern. diese kombination hat zudem taeglich zu wechseln. nachdem ich 4 verschiedenen mitarbeiten von barclays und hsbc 4 verschiedene kombinationen aus pass, fuehrerschein, doktorandenvertrag, adressbestaetigung durch das institut, mietvertaag, einladungschreiben meines instituts (nein, der doktorandenvertrag und der brief des instituts der meine uk adresse bestaetigt reichten nicht) und brief meiner bank in deutschland vorgelegt hatte, habe ich jetzt einen cash account bei barclays. wenn ich brav bin, wird der naechsten monat zu einem international student account umgewandelt und dann darf ich endlich wie alle hier meine miete per scheck bezahlen.

es gibt 2 kriterien anhand derer man objektiv feststellen kann, ob jemand an einem ort zu hause ist.
das erste ist das pendler-kriterium: die zeit, die man mindestens von haustuer zu bahnsteig/ bushaltestelle benoetigt, kennt man auf 30 sekunden genau. an mindestens 3 von 5 tagen kommt man deshalb ausser atem und zeitgleich mit dem zug/bus am bahnsteig/ bushaltestelle an.
das andere kriterium ist das klo-kriterium: in exakt dem moment, in dem man seinen haustuerschluessel ins schloss steckt, spuert man urploetzlich den drang seine blase entleeren zu muessen.
ich erfuelle beide - ich bin wimbledoner.
wenn ich ueber die strasse gehe, werfe ich trotzdem heimlich einen kurzen blick in die richtung, aus der die autos waehrend der vergangenen 25 jahre zu kommen pflegten. man kann nie wissen.